Zur Ideologiekritik des Rassismus und Islamismus!
In den letzten Wochen wurde wieder einmal viel geredet – über „den Islam”, der etwas mit dem Terror zu tun habe, oder auch nicht. Über „die Muslime”, die sich distanzieren müssten, oder auch nicht. Über angebliche Bilderverbote und „die Muslime” provozierende Karikaturen. Zudem verstärkt, aber bei weitem nicht erst seit PEGIDA und Co., über die „Identität” Deutschlands, Zuwanderung und „Islamisierung”.
Es scheint notwendig, sich ganz grundsätzlich der Rede über „den Islam” zuzuwenden. In den Debatten der letzten Wochen, Monate und Jahre wurde auch in Reden, Talkshows und im Feuilleton fast durchgängig auf der Basis von kulturalistischen oder rassistischen Identitätskonstrukten und fragwürdigen Bezugsgrößen argumentiert. Nur geringes Sachwissen und theoretische Ahnungslosigkeit korrespondierten mit dem Drang, gerade hier eine Meinung zu haben – zu „den Muslimen“, „dem Islam“ und „der Scharia”, zu „Salafisten” und „Kopftuchmädchen”. PEGIDA war anschlussfähig an diese Debatten. Dabei verblüfft nur auf den ersten Blick, dass deutsche Salafisten und andere Islamisten die Positionen naiver Kulturalisten und rassistischer „Islamkritiker” zumeist teilen. Auch sie sind sich sicher, den einen Islam zu repräsentieren oder „die Scharia” befolgen zu wollen; als Produkte der Moderne glauben sie, die „authentische Tradition“ zu verkörpern.
Kollektivierung und Ressentiment verhelfen Rassisten wie Islamisten zu Sicherheit und Identität; Islamismus und antimuslimischer Rassismus sind Krisenbewältigungsideologien. Gegen die Konjunktur von „Kultur und Identität“ und die Biologisierung des Sozialen gilt es, auf die realen Ursachen politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und Konflikte zu verweisen. Dass es mit „dem Islam“ alles etwas komplizierter ist, als man es jeden Tag vernimmt, wird dann ganz von alleine deutlich.
Hannes Bode ist Islamwissenschaftler und Historiker und arbeitet als freier Referent und Publizist.
Donnerstag, 12. Februar um 19:00 Uhr
Eine Veranstaltung der Falken Braunschweig und Antifaschistische Gruppe Braunschweig