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Antifaschistische Klimawoche

Antifaschistische Klimawoche

Bevor sich im letzten Jahr die mediale Aufmerksamkeit vor allem auf die Corona-Pandemie richtete, schaffte Fridays for Future als neue Bewegung, die vor allem von jungen Menschen gestaltet wird, erfolgreich den Klimawandel weltweit in öffentliche Debatten einzubringen. Seit Ende 2018 gehen sie auf die Straße, um für eine intensivere und wirksamere Klimapolitik und umfassenderen Klimaschutz zu kämpfen. Ganz vorne stehen starke junge Frauen wie Greta Thunberg und Luisa Neubauer. Durch Corona ist Fridays For Future allerdings fast gänzlich ausgebremst worden und das Thema Klimaschutz in den Hintergrund gerückt, trotzdem hat das Thema nicht an Aktualität und Dringlichkeit verloren. Die Bewegung ist gesellschaftlich sehr breit aufgestellt, so dass Diskussionen über Gerechtigkeit, die soziale Frage, Unterdrückung und Ausbeutung nahe lägen. Allerdings verengen sich große Teile der Klimabewegung ausschließlich auf den Klimaschutz, weshalb es selten zu solchen Diskussionen kommt oder sie nur einen geringen Stellenwert einnehmen. Nur selten wird die notwendige Verknüpfung mit sozialen, strukturellen und gesellschaftlichen Problemen gezogen. Und unter denen, die diese Verknüpfung ziehen, sind leider nicht nur und zu wenig emanzipatorisch denkende Menschen, sondern auch völkisch- nationale Ideolog*innen, Rassist*innen und Antisemit*innen. Um diesem Rassismus, Antisemitismus und Antifeminismus, sowie der Glorifizierung und Verharmlosung der kapitalistischen Lebensweise etwas entgegen zu setzen und um auf den direkten Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Antifaschismus deutlich zu machen, laden wir euch am 22.4. um 17 Uhr zu einem antifaschistischen Klimaplenum ein. Wir wollen das Treffen zur Vernetzung und Planung einer gemeinsamen Strategie für zukünftige Praxis nutzen.

Neben dem Vernetzungsplenum werden wir von Dienstag bis Donnerstag jeweils um 19 Uhr einen online Vortrag anbieten.

Dienstag 20.4. Feministische Perspektiven auf Klimagerechtigkeit – eine (gender)gerechte Welt ist auch klimafreundlicher!

Die Klimakrise geht uns alle an. Aber wir tragen nicht alle gleichermaßen zu ihr bei und wir sind nicht alle gleich von ihren Auswirkungen betroffen. Meist verhalten sich Frauen* und Menschen mit geringerem Einkommen sowie Personen aus dem politischen globalen Süden weniger klimaschädlich, leiden aber mehr unter den Folgen der Klimakrise. Auch Maßnahmen zum Klimaschutz haben unterschiedliche Auswirkungen: z.B. profitieren Menschen mit höherem Einkommen oft stärker von Fördergeldern für das Energiesparen. Das international tätige Netzwerk ‚GenderCC-Women for Climate Justice‘ fordert deshalb, dass Klimaschutzmaßnahmen weltweit sozial und gendergerecht und gestaltet werden. 
Input und Gespräch mit Sarah Louis Montgomery, GenderCC- Women for Climate Justice

Mittwoch 21.4. Postwachstumsideologie als Alltagsreligion und Distinktionsbedürfnis – zwischen Schuldgefühl und moralischer Überlegenheit

Im Vortrag wird die Postwachstumsideologie ideologiekritisch betrachtet und verdeutlicht, warum das Diktum vom Schrumpfen der Produktion hinter kapitalistische Vergesellschaftung zurückfällt. Zugleich wird gezeigt, dass sich darin ein Distinktionsbedürfnis gegenüber den arbeitenden Klassen äußert und hohe Anschlussfähigkeit für die politische Rechte besteht. So beziehen sich zentrale Figuren der Neuen Rechten wie der Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen oder Björn Höcke affirmativ auf Niko Paech. Postwachstumstheoretiker wie Niko Paech sind in Wissenschaft und Politik breit vernetzt und auch in linken Kreisen beliebt. Die ‚große Transformation‘ ist aber nicht bloß Expertenaufgabe, sie bedarf einer Kulturrevolution von unten und einem neuen Menschenbild. Die angesprochenen Subjekte sehen sich mit einer Melange aus Verzichtsethik und malthusianischer Übervölkerungsfantasie konfrontiert, scheinen jedoch gern bereit die abgeleiteten Forderungen individualistisch, als sinnstiftende Alltagsreligion für den Hausgebrauch praktisch werden zu lassen. So erfahren sie die vermeintliche Wirkmächtigkeit ihrer Überzeugungen gemäß einer wohlfeilen Konsumkritik beim morgendlichen Fairtrade-Kaffee – in einem Wechselspiel aus Schuldgefühl und moralischer Überlegenheit.

Eine materialistische Perspektive muss sich dem Problem der ökologischen Krise annehmen und nach Antworten suchen, wie eine postkapitalistische Vergesellschaftung sich der Produktivkräfte und Automation sowie Massenproduktion bedienen könnte, ohne den Planeten zu zerstören. Hinsichtlich der Postwachstumsideologie gilt jedoch das Diktum Theodor W. Adornos: Ist „das Falsche, einmal bestimmt erkannt und präzisiert, [ist es] bereits Index des Richtigen, Besseren“.

Zum Referenten:

Mathias Beschorner ist Historiker und freier Autor. Er schreibt für die Versorgerin, das Soziologiemagazin und das Distanz-Magazin. Er lebt in Leipzig und referiert zu den Themen Postwachstumsideologie und Polyamorie.

Donnerstag 22.4. Rechtsextremismus und Naturschutz

Immer wieder sind demokratische Akteur*innen des Natur- und Umweltschutzes sowie des (ökologischen) Landbaus mit Kooperationsanfragen, Vereinnahmungsstrategien und Unterwanderungsversuchen von rechts konfrontiert. Welche Beweggründe haben extrem rechte Akteur*innen sich in diesen Themenfeldern zu engagieren? Welche Ziele verfolgen sie? Der Workshop sensibilisiert für die historischen und die aktuellen Verknüpfungen des deutschen Natur- und Umweltschutzes mit extrem rechten Ideologien. Das Angebot versetzt die Teilnehmer*innen in die Lage, demokratiefeindliche und menschenverachtende Ideologien und Denkmuster im Natur- und Umweltschutz zu identifizieren. Darauf aufbauend können mögliche Handlungsoptionen im Sinne einer Prävention und Intervention erarbeitet und diskutiert werden.

Referent von Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz – kurz FARN (Naturfreunde & Naturfreundejugend Deutschland)