KREISVERBAND BRAUNSCHWEIG
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#BlackLivesMatter

#BlackLivesMatter

Unser Redebeitrag vom 07.06.20 auf der #BlackLivesMatter Demo auf dem Kohlmarkt Braunschweig

„Hallo, ich bin von den Falken und wir wurden angefragt heute, hier eine Rede zu halten und bedanken uns herzlich für die Einladung und für die Organisation dieser Demonstration.

Wir als weiß-positionierte Menschen sind von Rassismus nicht betroffen, deshalb richten wir uns vor allem an uns selbst und die weiße Mehrheitsgesellschaft. Auch bei uns im Verband sehen wir, dass wir eigentlich viel diverser aufgestellt sein müssten, als wir es sind. Wir erreichen nicht alle Menschen, deshalb müssen wir selbstkritisch unsere eigenen Strukturen hinterfragen. Weiße Menschen können nicht von Rassismus betroffen sein, deshalb können und wollen wir uns auch nicht an Betroffene mit dieser Rede richten, sondern an uns, der weißen Mehrheitsgesellschaft auf dieser Demonstration.

Die aktuelle Situation um George Floyd und der weltweite Aufschrei haben uns gezeigt, dass wir zu wenig in diesem Thema aktiv sind, dass die meisten unserer Gruppen fast ausschließlich weiß und wir die Gründe dafür sind. Unsere Sprache ist ausgrenzend. Unser Anspruch, dass jede Person in jedem Thema politisch korrekt handelt nicht schaffbar. Unsere Solidaritätsbekundungen sind oft nicht mehr als ein Foto. Wir sehen, das Refugium sucht immer Unterstützung und keine Person von uns ist dort aktiv. Auch immer wieder müssen wir uns eingestehen, dass wir an unserem politischen Anspruch scheitern und den solidarischen Umgang vernachlässigen. Wir haben Betroffene nicht gefragt wie es ihnen jetzt gerade geht. Wir haben keine Arbeiten abgenommen. Wir haben sehr viel gepostet, aber wenig gehandelt. Das muss sich ändern. Wir sehen, unsere Gesellschaft ist auf rassistischer Geschichte aufgebaut und wir alle haben diese gelernt, deshalb ist es unmöglich, alles aufzuzählen. Das System ist rassistisch und deshalb ist es auch nicht möglich, jemals genug über das Thema lernen und sich zu informieren.
Es fängt an bei Kinderbüchern, Bücher mit denen die meisten von uns groß geworden sind. Zum Beispiel Pipi Langstrumpf. Für viele empowernd, weil es das stärkste weiße Mädchen der Welt ist, aber was war da mit dem Vater?
Googelt mal, lest es nach.
Bei wie vielen unserer Kinderserien gibt es Schwarze Hauptpersonen? Oder um es intersektional zu betrachten: Schwarze, weibliche Hauptpersonen? Schwarze, queere Hauptpersonen mit einer Behinderung? Und wenn es sie gibt, wie werden sie dargestellt? Auch jetzt als erwachsene Person stellen sich uns bei Film und Fernsehen diese Fragen. Wurde die Tagesschau jemals von einer Schwarzen Person moderiert? In wie vielen hohen Positionen sitzen Schwarze Personen?

Deshalb ist es auch notwendig #BlackLivesMatter zu sagen statt das Unterschiede ignorierende, relativierende „AllLivesMatter“. Denn wir sind nicht alle von Rassismus betroffen! Das weiße Leben wird als höchstes Gut betrachtet, sinkende Yachten werden umgehend gerettet, während ertrinkende Geflüchtete etwas alltägliches sind. Das darf und soll nicht so sein und wir müssen alles tun um das zu ändern.

Antirassistische Arbeit muss mehr als nur Aktionismus sein und das sollte sich jede weiße Person bewusst machen. Denn wir leben mit unglaublich vielen Privilegien, die für uns Normalität sind. Achtet bitte darauf, wenn euch in Zukunft eine Person darauf hinweist, dass etwas rassistisch ist, dass ihr nicht sagt „das kann gar nicht rassistisch sein, ich war 2020 mal auf einer Demo gegen Rassismus und ich kann kein*e Rassist*in sein!“, hört Schwarzen und POC (Aktivist*innen) zu, reflektiert euer eigenes Handeln und denken.
Achtet nicht nur auf einzelne Meinungen, schaut euch an was die Bewegung sagt.

Wir selbst müssen uns bilden! Wir als weiße Mehrheitsgesellschaft müssen was tun!
Schwarze Menschen und POC sind nicht verantwortlich für Rassismus und wir sind dafür verantwortlich den gesellschaftlichen Rassismus sichtbar zu machen und zu dekonstruieren. Erwartet keine Erklärung von Schwarzen Menschen, warum euer Verhalten scheiße war.
Die meisten Menschen von uns hören Musik, auf dem Weg zur Demo, beim Kochen, beim Putzen… Wie wäre es, stattdessen einmal einen Podcast zu hören? Oder ein Hörbuch? Es gibt derzeitig verschiedenste Empfehlungslisten, das Buch „Exit racism“ von Tupoka Ogette gibt es derzeitig bei Spotify kostenlos zu hören. Den Podcast „Kompromisslos Schwarz.“. Folgt bei Social Media Schwarzen Aktivist*innen. Es gibt so viele Angebote, und wir müssen sie nur nutzen!

Unterstützt Initiativen von Schwarzen Menschen und POC vernetzt euch, seid solidarisch, lasst uns gemeinsam immer weiter an einer antirassistischen Praxis arbeiten. Bitte, macht auf den Demos keine Bilder, Videos oder Livestreams von Schwarzen Menschen, wenn diese nicht zugestimmt haben. Ihr gefährdet dadurch ihr Leben. Nutzt die Medien und Angebote die da sind.

Zeigt Solidarität und Unterstützung!

In diesem Sinne,
Freundschaft!“