KREISVERBAND BRAUNSCHWEIG
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Social Distancing ist keine Freizeit!

Social Distancing ist keine Freizeit!

Obwohl die Bundesliga ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen darf, damit die TV-Gelder fließen und die Automobilkonzerne sich über bevorstehende staatliche Kaufanreize freuen kann, sind Konzepte für die Lockerung der Kontaktbeschränkungen sowie die Wiederöffnung der Kinder- und Jugendarbeit bisher ein vager Flickenteppich uneinheitlicher Maßnahmen. Dies löst große Unsicherheit unter Kindern und Jugendlichen aus.

Während die Bundesregierungen die Verantwortung für den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie an die Bundesländer abgetreten hat, diskutieren diese mögliche Lockerungen und Konzepte zum Umgang mit Kinderbetreuung und Unterricht vor allem unter der Maßgabe ökonomischer Interessen. Wenn Eltern zeitnah wieder arbeiten gehen, brauchen sie eine Betreuung ihrer Kinder. Damit werden Kitas und Schulen zu reinen Aufbewahrungs- und Notenvergabeanstalten degradiert, denn gerade für die höheren Klassen stellt sich zusätzlich das Problem, dass möglichst reibungsfreie Abschlussprüfungen und traditionelle Leistungsbewertung nach wie vor als wichtiger angesehen werden, als eine altersgerechte Freizeitgestaltung.

Die Absurdität der aktuellen Debatten drückt sich gerade in jenen Aussagen aus, die Kindern und Jugendlichen pauschal unterstellen, sie würden sich aktuell über mehr Freizeit und weniger Unterricht freuen. Dabei können sie aktuell kaum etwas von ihrer sogenannten „Freizeit“ wahrnehmen. Seit nunmehr 9 Wochen können sie sich nicht mit Freund*innen treffen, konnten sehr lange keine Spielplätze oder Sportstätten besuchen und auch der Zugang zu weiteren Orten des sozialen Zusammenlebens wird aktuell uneinheitlich gelockert.

Gerade als Kinder- und Jugendverband beobachten wir, dass junge Menschen stark unter den derzeitigen Kontaktverboten und der allgemeinen Verunsicherung bezüglich der weiteren Entwicklungen leiden. Aus diesem Grund brauchen wir dringend zielgenaue Konzepte für Kitas, Schulen und Freizeiteinrichtungen, so dass junge Menschen zumindest stundenweise in kleinen Gruppen und unter erhöhten Abstands- und Hygienebestimmungen Freund*innen treffen können. Diese Einrichtungen dienen nicht nur der Verwahrung von Kindern für arbeitende Eltern oder um Abschlüsse zu erlangen. Sie sollten entlang der Bedürfnisse und der Rechte von Kindern und Jugendlichen strukturiert sein. Eine sensible Öffnung für alle Altersgruppen bedarf natürlich ebenso mehr Personal und höherer Raumkapazitäten.

Die Bundesregierung und Bildungsministerin Anja Karliczek sollten zudem weniger über Sommerlerncamps und die Verkürzung der Sommerferien diskutieren, als Konzepte entwickeln, unter denen Kinder- und Jugendliche unter Maßgabe epidemiologischer Hygienestandards ihre Maßnahmen und Sommerfreizeiten durchführen können. Diese sind sowohl für ihre Entwicklung als auch für die Aufrechterhaltung ihrer sozialen Kontakte von zentraler Bedeutung. Damit diese Konzepte sowohl den Schutz und die Bedürfnisse der Kinder- und Jugendlichen als auch der Gruppenhelfer*innen gewährleisten können, ist es maßgeblich, dass sie in enger Zusammenarbeit mit den Kinder- und Jugendverbänden erarbeitet werden. Da diese eine einzigartige Expertise auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendarbeit besitzen, sollten sie in zukünftige Entscheidungsprozesse unbedingt eingebunden werden.